05.03.2022. Heute steht mal richtig Hardcore-Segeln auf dem Programm 😁💪.
Nachdem wir die letzten vier Wochen rund um Guadeloupe (Isles de la Petite Terre, Deshaies und Iles des Saintes) und Antigua (Jolly Harbour, Falmouth Harbour, Green Island und Great Bird Island) unterwegs waren, soll es heute nach Saint Martin gehen.
Dort werden wir drei Tage bleiben, bevor es weiter geht nach Saint Kitts und Nevis, die südöstlich von Saint Martin liegen.
Für die 150sm nach Marigot im Norden von Saint Martin werden wir mit einem tollen 15kn Halb- bis Raumwind aus Osten etwa 24-26h brauchen. Sprich, es wird auch die Nacht durchgesegelt. 🌜

Nach Sonnenuntergang werden jeweils 2 Personen für 4h steuern und Wache schieben, während die anderen (versuchen zu) schlafen. Danach wird gewechselt.
Die Bedingungen werden super sein, da keine Bewölkung angesagt war und ein Vollmond am Himmel stehen wird. Die Sicht sollte daher auch nachts sehr gut sein.
Nach einer kurzen Schwimmrunde ums Boot, einem ausführlichen Telefonat mit meiner Freundin und dem Frühstück haben wir um 10:30 Uhr den Anker hochgeholt und die Segel gesetzt. 👍😀

Damit man unterwegs und nachts nichts extra Kochen muss, haben wir bereits einen großen Topf mit Gemüsecurry vorbereitet.
Mit schönstem Halbwind ging es dann los Richtung NordWest. Jetzt hieß es chillen, sich beschäftigen, fliegende Fische zählen und die Zeit genießen oder totschlagen. 😁😎
Den ganzen Tag hatten wir schönsten Sonnenschein. Es ging vorbei an Montserrat, dessen Vulkan Soufrière-Hills in 1995 das letzte Mal ausgebrochen und seit dem ununterbrochen aktiv ist.
Während des Ausbruchs hat der Vulkan die Hafen-Stadt Plymouth und große Teile der Insel komplett zerstört. Es ist daher auch nicht so einfach, mit dem Schiff in Montserrat zu ankern. Viele Küstenbereiche sind wegen der vulkanischen Aktivität gesperrt.

Einer der wenigen Orte, an den man ankern kann, ist die Little Bay. Dort kann man auch ein- und ausklarieren.
Während unserer Karibikreise mit der Eye-of-the-wind in 2019 haben wir eine Tour durch die verwüstete Landschaft unterhalb des Soufrière-Hills gemacht.
Man konnte sich einige Gebäude ansehen, die damals Hals-über-Kopf verlassen werden mussten.


War schon sehr bedrückend und surreal…und überall der ständige Schwefelgeruch und die Rauchwolken, die man am Vulkangipfel gesehen hat.
Am späten Nachmittag haben wir Antigua unter Raumwind und mit 6-7kn Fahrt steuerbord liegengelassen.


Nach Sonnenuntergang hieß es dann, Rettungswesten anlegen und sich mit dem Lifebelt am Schif sichern, wenn man alleine an Deck ist.
Wenn jemand unbemerkt im Dunkeln über Bord geht, ist es vorbei. 😕
Die Westen von Christoph haben sogar einen AIS-Sender, der beim Aufblasen der Weste im Wasser aktiv wird und die Position der Person sendet.


AIS ist ein Signal, dass von vielen Schiffen gesendet und empfangen wird und Informationen wie Bootstyp (z.B. Segelboot oder Motorboot), Name, Länge, Geschwindigkeit und vor allem Kursrichtung übermittelt.
Der AIS-Empfänger warnt über einen Signalton, sobald Kollisionsgefahr mit diesem Schiff besteht. Dann muss man die Augen offen halten und nach den Lichtern Ausschau halten, die beim Fahren im Dunkeln am Schiff Pflicht sind.
Während unserer Wache von 22-2 Uhr ist dann auch gegen Mitternacht das AIS-Signal losgegangen – wir konnten aber nirgendwo Lichter sehen. Sehr merkwürdig. 🤔
Etwas später ist dann ein großes Segelboot an Steuerbord in ca. 200m Entfernung vorbeigesegelt.
OHNE BELEUCHTUNG!!! Super gefährlich und total bekloppt. 🤐😡👎 Wenn man sich nicht rechtzeitig sieht, kann es ordentlich krachen.
Hier jetzt die Ausweichregeln beim Segeln zu erklären, würde den Rahmen sprengen. Eine Grundregel ist jedoch, dass Motorboote immer gegenüber Booten unter Segeln ausweichpflichtig sind.
Als Segelboot MUSS man dann seinen Kurs halten, damit sich das Motorboot eine Richtung zum Ausweichen aussuchen kann.

Ist manchmal gar nicht so einfach, das auszuhalten, wenn ein riesiges Container- oder Kreuzfahrtschiff voll auf einen zukommt. Vor allem bei Nacht.🥶🥵
Der Wache nach uns ist genau das passiert.
Sehr unschön war, dass das fette Containerschiff nur 300m vor uns entfernt unseren Kurs gekreuzt hat.
Nicht sehr höflich, denn so dicke Pötte machen eine ordentlich Welle, die man dem Segelboot ersparen kann, wenn man dahinter durchfährt.

Bis kurz vorher war sich unser Skipper nicht sicher, ob das Containerschiff uns im Blick hat. Im Notfall muss man zum Funkgerät greifen, und es anfunken.
Das Schönste beim Nachtsegeln ist der Zeitpunkt, wenn der Sonnenaufgang kurz bevorsteht und man in die Morgendämmerung fährt. 😍👍😀



Am frühen Morgen (06.03) haben wir die Insel der wirklich Schönen und Reichen an steuerbord liegen gelassen – Saint Barthelemy oder kurz Saint Barth.
Auch diese Insel hatten wir in 2019 mit der Eye-of-the-Wind bereits besucht.
Eine fette Motoryacht neben der anderen – und wer keinen eigenen Helikopter dabei hat, braucht sich gar nicht blicken lassen.


Irgendwann habe ich mich dann gewundert, was da für ein komisches orangenes Teil aus der Genua-Schot am Boden rausschaut. Es war meine Brille. ALTER!!!! 😳😱😨
Ich hatte sie am Ende unserer Wache um 2 Uhr morgens auf den Tisch gelegt und dort vergessen. Dann ist sie anscheinend auf den Boden in die Leinen gefallen. Typisch für mich. 🙄🙄🙄

Was hab ich für ein Schwein gehabt, dass während der ganzen Wachwechsel keiner draufgetreten ist. Statistisch eigentlich unmöglich. 😬😬😬
Im Laufe des Vormittags sind wir an der Ostküste von Saint Martin entlang gedümpelt. Unsere Ankunftszeit in der Marina Fort Louis in Marigot im Norden von Saint Martin war ~12 Uhr.
Aber wie in Frankreich üblich machen die ganz entspannt ca. 2h Mittagpause. Vor 14:30 Uhr sollen wir dort nicht auftauchen. 🙄🤔
Im Osten und Norden von Saint Martin soll es zu dieser Zeit viele Buckelwale geben.
Reini hatte die Idee, die GoPro am Bootshaken zu befestigen, damit man Unterwasser-Aufnahmen machen kann, sollte einer nah am Boot sein. 😂🤣

Perfektes Timing! Buckelwale gab es nicht, dafür aber eine große Delphin-Schule, die in der Baie de Grand Case im Nordosten von Saint Martin an unser Boot gekommen ist.
Von oben sah es nach 4 bis 5 Tieren aus. Auf den GoPro-Aufnahmen konnte man jedoch mindestens 12 Delphine zählen. Es war so schön. 😍😍

Gegen 14 Uhr sind wir in die Marigot Bay eingefahren. Da das Wasser hier nicht besonders tief ist und die Sonne von einem strahlenblauen Himmel schien, war alles um uns herum türkisblau.



In der Bucht liegen viele Schiffe vor Anker oder an Bojen. Sobald die Freigabe per Funk kam, konnten wir in die Marina Fort Louis einfahren.
Auf der Plattform Navily wurde viel über die Unfreundlichkeit des Personals geschimpft.
Wir konnten das überhaupt nicht bestätigen. Sowohl am Telefon als auch vor Ort waren alle super freundlich und hilfsbereit. 👍😀
Die Marina wurde gerade renoviert. Daher gab es keinen Strom, was aber aufgrund unseres Solar-Panels kein Problem dargestellt hat.
Nach dem Anlegen sind wir erstmal zum SuperU zum Einkaufen und Wäschewaschen gelaufen. Anschließend haben wir das Boot von Christoph mit unserer Wäsche etwas verschandelt…😁
Eine Person aus unserer Crew wollte die beiden Tage, die wir in Marigot bleiben, zum Tauchen nutzen. Daher ist sie mit dem Bus auf die holländische Seite nach Philipsburg gefahren (Dive St. Maarten).
Die Insel ist nämlich zweigeteilt – der Norden gehört zu Frankreich (Name: Saint Martin), der Süden ist holländisch (Name: Sint Maarten). Beiden Hälften mit eigener Währung, Regierung, Flughafen, etc…).
Wenn man mit dem Boot beide Hälften besuchen will, muss man jedes Mal ein- und ausklarieren. Total crazy. 😲🙄🤔


Am Abend stand dann seit langem mal wieder Essengehen auf dem Programm. Zwischen Kleidermarkt und Fischmarkt gibt es auf einer Holzplattform viele kleine lokale Restaurant-Buden.



Wir haben im Chez Coco richtig gut gegessen – gegrillten Fisch, Shrimps Creole und Ziegen-Colombo. 😋👍😀
Danach sind wir alle todmüde ins Bett gefallen – der lange Segelschlag und die Nachtwachen steckten allen noch in den Knochen. 🥵😴
Liebe Steffi und Reini
So toll, dass ihr den Blog macht, denn so haben wir auch nochmals all die Bilder und dazu noch die tollen Unterwasserbilder von eurer Kamera. Es ist für mich wie ein Tagebuch, natürlich aus eurer Sicht, doch ich habe dazu meine Erinnerungen. Auch habe ich im Nachhinein verstanden, warum der Abend auf Shirley Heights für euch nicht so toll war…
Dazu kann ich eure Reise weiter mitverfolgen und somit weiter Ferienluft schnuppern. Das ist einfach genial. Ich werde meiner Klasse am Montag einen Teil von eurem Blog zeigen und habe den Link schon an einige meiner Freunden gezeigt und verschickt.
Es ist so spannend zu lesen, was ihr gemacht habt, nachdem wir das Schiff verlassen haben.
Das muss schon ein spezielles Erlebnis gewesen sein, so lange am Stück zu segeln, wie ihr es bis Saint Martin gemacht habt. Das hätte ich auch gerne erlebt.
Fantastisch sind die Bilder von den Delphinen. So eine geniale Idee, die Kamera an einen Bootshaken zu binden… Die Aufnahmen sind einfach der Hammer. .. Das türkisfarbene Meer, die Wäsche auf dem Boot, die wunderschönen Segler, die Einfahrt in eine Marina,… das alles kann ich mir so gut vorstellen und löst wunderbare Erinnerungen aus…
Morgen sind es schon zwei Wochen, seit wir das Schiff verlassen haben und es ist genau eine Woche, seit wir wieder in der Schweiz gelandet sind. Ich sage euch nur eins: Geniesst eure Reise, eure Zeit, … das Landen in der Arbeitswelt ist hart, obwohl ich einen schönen Einstieg hatte. Die To-Do-Listen hast sich blitzartig verlängert… Ratet mal, welches Gericht wir als erstes zu Hause gekocht haben? Natürlich: Poulet Colombo.
So ihr zwei, ich freue mich, weiter von euch zu lesen. Ich denke, dass ihr nun wieder zurück auf Guadeloupe seid und dann nach Dominica segelt, um dort zu arbeiten, oder?
Freue mich, von euch zu hören und sehen und schicke euch frühlingshafte Grüsse
Ruth und Uwe
Liebe Ruth, schön, von dir zu hören und vielen Dank für dein Feedback zu unserem Blog. Heute ist unser letzter Tag als aktuelle Crew, bevor es morgen nach Pointe-a-Pietre geht. Ob wir nach Dominica segeln können, steht noch nicht fest. Denn es soll sehr starken Wind mit Böen über 30kn geben. Mal schauen, wie wir das lösen :). Euch weiterhin ein gutes Ankommen daheim. Liebe Grüße, Steffi und Reini