Sich sammeln und chillen

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17. Juni 2022 –  Nach der etwas frostigen Antwort von Gottfried auf unsere Fragen-Batterie per EMail musste ich mich erstmal sammeln – es war noch früh am Morgen und Reini ist bereits in der Arbeit gewesen.

Was ist denn jetzt kaputt? Bzw. was haben wir falsch gemacht? Wieso ist der plötzlich so unfreundlich zu uns? Schließlich hatte er uns ja dazu ermuntert, Fragen zu stellen.

Na das kann ja heiter auf dem Boot werden…vielleicht passt es doch nicht so gut. Lassen wir es lieber bleiben…

Wer mich kennt weiß, dass Geduld nicht zu meinen Stärken zählt und manchmal der Mund schneller ist als der Kopf. Die Email war schon zurechtgelegt … „diplomatische“ Worte wie „Entschuldige mal bitte! Geht’s noch?“ sollten das Ganze einleiten…hätten aber keinem geholfen.

Daher erstmal durchatmen, sich chillen und in Ruhe überlegen. Hier geht es schließlich um meinen großen Traum – den sollte man nicht voreilig auf Spiel setzen.

Unsere Fragen waren an sich nicht falsch – es ist unsere erste monatelange Segelreise mit einem fremden Menschen auf engstem Raum. Die uns auch eine Stange Geld kosten würde.

Daher ist es durchaus legitim, sich ausführlich Gedanken zu machen und mögliche Probleme anzusprechen. Aber wie können solche Fragen bei jemanden ankommen, der bereits mit seiner Partnerin jahrelang mit dem Schiff unterwegs war, die letztes Jahr verstorben ist und er nun Fremde als neue Crew-Mitglieder sucht?

Hätte ich Bock auf Leute, die überall Probleme sehen, nicht von Risiken überrascht werden möchten und anscheinend alles durchplanen müssen? Eher nicht… Und wir alle wissen wahrscheinlich aus eigener Erfahrung, wie schnell durch Emails, SMS oder WhatsApp Missverständnisse entstehen können.

Außerdem hatte Gottfried ja angeboten, dass wir nochmal telefonieren könnten. Vielleicht ist noch nicht alles verloren…

Also habe ich mir fast 2h Zeit genommen, um auf Gottfrieds EMail zu antworten. Und siehe da…alles halb so schlimm. Die positive Antwort kam prompt zurück und wir waren alle wieder auf Kurs.

Auch das Telefonat ein paar Tage später lief harmonisch und es konnten ein paar unserer Fragen geklärt werden. Der Startzeitpunkt hatte sich von Anfang Dezember etwas Richtung Januar/Februar verschoben, da Gottfried vorher noch einige Dinge zu erledigen hatte. Aber das war für uns völlig in Ordnung.

Wir sind dann so verblieben, dass wir uns Anfang August persönlich treffen und kennenlernen wollen und er uns bis Ende der Woche einen möglichen Törnplan zuschickt.

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Jetzt – fast 3 Monate später – würde ich einen Großteil der Fragen gar nicht mehr stellen. Wenn man so lange gemeinsam auf einem Boot lebt, muss der Fokus immer darauf liegen, Lösungen zu finden und Kompromisse einzugehen.

Man kann sich nicht gegen alle Probleme und Risiken absichern und muss das Ganze positiv gestimmt auf sich zukommen lassen. Für viele Deutsche wie uns sicher sehr ungewohnt…

Mittlerweile freuen wir uns einfach auf dieses spannende Abenteuer und irgendwie auch auf die Ungewissheiten, die das Ganze mit sich bringen wird. 

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