Obdachlos in Portobelo

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02.01.2023. Feliz ano nuevo 🥂 🎉 🥳! Oder frohes neues Jahr auf Deutsch, aus Portobelo.

Long time no see 😬! Lange gab es nichts Neues von uns zu lesen. In den letzten Tagen konnten wir leider keine Beiträge hochladen, da es zum einen Probleme mit dem Internet und dann mit Strato-Server gab und wir zum anderen den Panamakanal durchquert haben. 😃🥳

In den nächsten Tagen werden wir das Alles nachholen. 🙂

Aber eins nach dem anderen. Am Morgen (29.12) nach der Wanderung zur schlafenden Inka-Frau in El Valle de Anton sind wir um 7 Uhr aufgestanden, um ohne Frühstück den Bus nach Panama City zu nehmen. Da wir 2x umsteigen müssen, wollten wir unterwegs was essen.

Von Bertrand gab es Neuigkeiten…der Officer, der seinen Katamaran in der Shelter Bay Marina vermessen soll, wird doch erst später kommen. Vielleicht heute…vielleicht morgen. Lateinamerikanische Gelassenheit der Kanal-Behörde 🙄🤠. 

Also immer noch Unklarheit, wann wir durch den Kanal gehen werden. Um näher an der Marina zu sein, haben wir uns entschieden, in den kleinen Hafenort Portobelo auf der karibischen Seite von Panama zu reisen.

Von Valle de Anton sind es nur 200km nach Portobelo – das sollte schnell erledigt sein.

Von dort sind es nur 70 km bis zur Shelter Bay Marina, wo sich Bertrand mit den Behörden rumschlägt. Mit dem Bus ist man superschnell dort…dachten wir.

In Valle de Anton haben wir nur kurz auf den Bus warten müssen. Es war wieder einer der kleinen weißen Mini-Vans…und dieses Mal war der Bus total leer und wir konnten uns einen schönen Platz suchen, auf dem Reini genug Platz für seine Beine hatte. 

Dieser Zustand hat jedoch nicht lange angehalten – bereits nach 20min Fahrt war der Bus komplett vollgestopft mit Menschen. Die Tür ging fast nicht mehr zu und alle standen komplett aneinander gequetscht. 😵

Kuscheln im Bus nach Panama City

Was uns hier immer wieder erstaunt – keiner beschwert sich. Alle rücken zusammen, damit jeder mitkommen kann. Nicht wie in München in der SBahn und in der Deutschen Bahn, wo die Leute den Nachbarsitz mit ihren Taschen blockieren, damit sich ja keiner hinsetzen kann. 😎

Aber zum Glück gab es auch hier zur Entspannung volle Möhre Salsa-Musik aus allen Boxen 😖. Aufgrund von Stau und vielen Baustellen auf der Panamericana sind wir erst nach 5h am Albrook-Busterminal in Panama City angekommen.

Eigentlich wollten wir dort was essen und auch auf Toilette gehen. Der Bus nach Colon stand jedoch bereits abfahrbereit dort. Da es inklusive Umstieg in Colon nur ca. 1h30min bis Portobelo sind, haben wir beides aufgeschoben.

Unser Bus nach Colon war ein richtiger großer Luxus-Reisebus. Jeder hatte einen Platz, die Klimaanlage funktionierte und sogar die Musik war auf erträglicher Zimmerlautstärke.

Wir hatten bereits häufig gehört, dass Colon sehr runtergekommen und an vielen Ecken auch ziemlich gefährlich ist. Was wir dann aber zu sehen bekommen haben, hat die niedrigen Erwartungen noch übertroffen 😵😳😱. 

Auf der Fahrt zum Busterminal haben wir in der gesamten Stadt kein einziges schönes und intaktes Gebäude gesehen. Ganze Straßenzüge komplett runtergekommen und vermüllt. Zum Glück mussten wir hier nur umsteigen. 

Busterminal in der Hafenstadt Colon

Und zwar in die abgefahrenste Art von Bus in ganz Panama – alte amerikanische Blech-Schulbusse, ohne Innenverkleidung und Klimaanlage, komplett bunt bemalt und wahnsinnig laut. Wie im Rest von Panama gibt es auch in Colon keine Fahrpläne – es geht los, sobald ausreichend Leute im Bus sitzen.

Mit diesem Bus gehts nach Portobelo

Da der Bus nach Portobelo bereits abfahrbereit war, konnten wir auch hier nix essen oder auf Toilette gehen. Aber bis zum Ziel waren es ja nur noch ca. 45min…dachten wir. Es kam jedoch die schlimmste Busfahrt von allen. 

Stellt euch vor, ihr liegt in einer Blechtonne, mit der stinkenden Fussballtasche eures Mannes, Salsa-Musik auf einem neuen Lautstärke-Niveau (kaum zu glauben) und lasst euch in der prallen Sonne den Berg runterrollen. 

Die Sitze waren total fertig und sehr eng – Reini konnte sich gerade so seitlich alleine in eine Bank quetschen. Stoßdämpfer hatte das Teil nicht und gab beim Bremsen kreischende Geräusche von sich, als würde er bald auseinanderbrechen. 

Für manche Busfahrten braucht man echt stabile Nerven

Weil die Straßen komplett verstopft waren, haben wir für 15km aus Colon raus fast 2h gebraucht. Der Bus war wie immer total vollgeladen mit Leuten, es gingen nur 4 kleine Fenster auf – es waren eine Bullenhitze und kaum Sauerstoff in dem Teil 🥵🥴 😵.

Viele der Leute hingen komplett apathisch in ihren Sitzen.

Uns hat vor allem der kleine Welpe leid getan, den ein Junge in seiner Tasche dabei hatte.

Wirklich glücklich sieht der nicht aus …
Unterwegs immer wieder riesige Müllhaufen am Straßenrand ☹

Es war bereits 15 Uhr nachmittags, wir waren komplett hungrig und haben uns kaum trinken getraut, weil ein Ende dieser Fahrt und eine Toilette nicht absehbar waren.

Von unterwegs haben wir uns ein AirBnB Zimmer bei einer Familie in Portobelo gebucht, die in ihrem Haus ein kleines Bistro betreibt.

Unsere Unterkunft am Rand des kleinen Fischerortes Portobelo 🙂

Um 16:30 Uhr waren wir endlich am Ziel, wollten nur kurz unsere Sachen bei der Familie abstellen und dann sofort was Essen gehen. Das Haus war sehr authentisch und für Panama-Verhältnisse ganz gut in Schuss. 

Auf der kleinen Veranda gab es drei Plastiktische für die Gäste und gekocht wurde in einer „rustikalen“ Outdoorküche.

Real beim „Zaubern“ in seiner Outdoor-Küche – Pizza und Hamburger für die Dorfbewohner
Gut sortierte Küche
Gekocht wird wie überall mit Gas – links die vier Pizzaöfen

Das Willkommen lief jedoch anders ab als gedacht. Real, der Vermieter hat uns komplett entgeistert angesehen – hier gibt es kein freies Zimmer, sie sind vollbesetzt. 

Genau das wollten wir nach 8,5h Horror-Busfahrt und komplett ausgehungert hören 🤯.

Anscheinend haben sich die Buchungen auf zwei verschiedenen Plattformen überschnitten. Die anderen Gäste hatten das Zimmer bereits bezogen und waren im Ort unterwegs. Ok…was nun? 

Real hat in diesem Moment genau das Richtige getan und uns erstmal ein kühles Bier zur Entspannung gegeben und eine Pizza gebacken. 

Mit einem kühlen Bier ist alles zu ertragen
…und mit leckerer XXL-Pizza sowieso

Er ist Kanadier, hochgradig emotional und immer auf Vollstrom – noch schlimmer als eine Person aus unserer Mädels-Malle-Gruppe (Name wird nicht genannt 😁🤐). Seine Bemühungen, ein anderes Zimmer im Ort zu finden, waren jedoch leider alle erfolglos.

Kein Problem. Wir haben einfach mit unserer neuen lateinamerikanischen Entspanntheit an seinen Plastiktischen gesessen, Real beim Rumrotieren zugeschaut und darauf vertraut, dass es eine Lösung geben wird. 

In der Zwischenzeit hatte sich Bertrand wieder gemeldet – keine Spur vom Vermessung-Inspektor, es wird sich also alles weiter verzögern.

OK…dann bleiben wir einfach länger in Portobelo – unser vergebenes Zimmer war am nächsten Tag wieder frei.

Gegen 19 Uhr, es war bereits stockdunkel und ich mückenverfressen, konnten wir dann endlich in die 4km entfernte Rainforest Lodge für eine Nacht umziehen. Dort war es super schön. Das Hostel lag mitten im Dschungel und hatte sogar einen Pool.

Ausblick von der Terrasse der Rainforest Lodge in den Dschungel

Dort haben wir erstmal entspannt den Vormittag verbracht. Gegen Mittag haben uns die supernetten Besitzer der Lodge mit dem Auto zu Real zurückgefahren, der uns sofort überschwänglich begrüßt hat. 

Seine Art, den Tag zu verbringen fanden wir sehr speziell. Von 9-23 Uhr sitzt er an einem seiner Plastiktische, schaut sich Videos auf dem Tablet an und wartet, dass Leute vor Ort oder per Telefon Pizza, Hamburger, Bier oder einzelne Zigaretten kaufen möchten. Aber er ist damit glücklich. 😊

Spaziergang durch Portobelo
Blick auf die Anleger von Portobelo
Ruine der Festung San Lorenzo – davon gibt es noch 4 weitere in der Bucht

Den restlichen Tag sind wir durch den überraschend ordentlichen Ort gelatscht, haben uns die Festungs-Ruine angesehen und in dem hübschen Restaurant Casa Congo mit Aussicht auf die Bucht superlecker gegessen. 

Endlich mal ein schönes Restaurant (ohne Müll davor oder daneben) direkt am Wasser
Frittierten Fisch und köstliches Ropa Vieja – eine Art Pulled Pork in kreolischer Sauce

Da es in Portobelo einige schöne Strände geben soll, wollte ich gerne am nächsten Tag eine geführte Tour mitmachen. Reini war davon Null begeistert, denn sie sollte 60$ pro Nase kosten. Was werden wir auf der Tour Spektakuläres sehen, das wir bisher nicht hatten 🙄? 

Da ich keinen Bock hatte, den ganzen Tag bei Real abzuhängen, mir die Salsa-Musik-Dröhnung seiner Nachbarn zu geben oder zu versuchen, auf eigene Faust oder per Taxiboot was Schönes zu finden, hat er irgendwann nachgegeben. 

Am späten Nachmittag dann endlich wieder Nachricht von Bertrand – der Inspektor für die Vermessung war da und unser Transit-Datum durch den Kanal ist der 2.1.2023. YEAH! Endlich Gewissheit. 

Wir sollten bereits am 1.1. auf seinen Katamaran in der Shelter Bay Marina kommen. Nichts lieber als das – je früher wir endlich auf ein Segelboot kommen, desto besser 🤗🥳. 

Abends hatten wir dann noch ein kleines Festmahl mit Real. Er ist Berufskoch und liebt gutes Essen. Wir hatten in Valle de Anton ein großes Stück italienischen Bergkäse gekauft, das wir gemeinsam probieren wollten.

Was für ein Festmahl 😃 – Real hat extra frisches Baguette gebacken

Real ist komplett darauf ausgerastet – denn so einen tollen Käse bekommt man in Panama so gut wie gar nicht. Zur Feier hat er frisches Baguette gebacken, Frucht- und Gurkensalat gemacht und seine selbstgemachte Leberwurst ausgepackt. 

Was für ein tolles und lustiges Festessen – wir hatten so viel Spaß. Sowas erlebt man nur, wenn man gemeinsam mit den Einheimischen unter einem Dach wohnt. 

Was für ein schöner gemeinsamer Abend

Und jetzt kommt das Beste. Ich durfte mein Handy mit seiner Monster-Box koppeln und dann konnten wir mal die Nachbarschaft mit ordentlicher Musik beschallen: Rammstein, italienische Schlager und Helene Fischer auf volle Möhre. 

Das hat so gutgetan 😈.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Silvia

    Eure Blogs machen immer wieder so viel Spass! Man ist mittendrin statt nur dabei😉
    Und Eure Musik in Panama, das war bestimmt der Brüller.😂

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