Durchquerung des Panamakanal 😃

You are currently viewing Durchquerung des Panamakanal 😃

02.01.2023. Heute ist es endlich soweit – die Durchquerung des Panamakanal als Leinenhelfer auf einem Segel-Katamaran 🥳. Der Kanal führt über 82km durch das Land vom Atlantik zum Pazifik und erspart den Fracht-Schiffen eine zweiwöchige Fahrt um Südamerika.

Da im Dezember/Januar nur wenige Boote durch den Kanal gehen, war es gar nicht so einfach, eines zu finden, das Leinenhelfer braucht.

Seit Mitte November 2022 hatten wir versucht, ein Boot zu finden: Aushänge für schwarze Bretter an die Marinas geschickt (z.B. Shelter Bay, Linton Bay oder Balboa Yacht Club), die ARC angeschrieben oder Posts in verschiedenen Segler-Foren platziert.

Leider gab es nur sehr wenige Rückmeldungen. Und die Segler der ARC wären erst Ende Januar/Anfang Februar 2023 am Kanal gewesen – für uns zu spät.

Am Ende hatten die Posts über Facebook am Besten funktioniert. 😃

Gestern hatten wir auf dem Segel-Katamaran von unserem Skipper Bertrand und seinen bretonischen Kumpels in der in der Shelter Bay Marina eingecheckt.

Hellrote Linie: Unsere Route durch den Panamakanal

Im Panama-Kanal werden die Schiffe vom Meer über drei Schleusen um 26m angehoben, fahren dann in den künstlich angelegten Gatunsee im Landesinneren und dann geht es über 3 Schleusen wieder runter auf Meeresniveau.

Fracht-Schiffe brauchen für die gesamte Strecke 10-12h. Da unser Katamaran unter Motor maximal 7kn schafft und Nachts ein Fahrverbot im Kanal herrscht, müssen wir nach den ersten drei Schleusen auf dem Gatunsee übernachten und am nächsten Tag die anderen drei Schleusen durchfahren.

Wer sich für die Geschichte des Panama-Kanal interessiert, kann sich diese coole Arte-Dokumentation ansehen.

Nach einer recht unruhigen Nacht (die Sitzbänke waren doch recht schmal und hart) sind wir sehr früh aufgewacht und haben erstmal die Stille genossen – keine Mettn , einfach nur Ruhe 😎.

Steffi ging es leider nicht so gut – sie hatte sich in den Bussen durch die Klimaanlagen eine dicke Erkältung einfangen und war die ganze Zeit am rumschniefen. 🤧

Morgenstimmung in der Bahia Limon mit Blick auf die Einfahrt zum Panamakanal

Zum Frühstück gab es selbstgebackenes Weißbrot von Gerard, Kaffee und Marmelade. Gegen Mittag hat Bertrand eine Bekannte mit dem Dinghy vom Nachbarboot abgeholt, die kurzfristig auch mit durch den Kanal fahren wollte.

Dann hieß es warten, bis der Lotse an Bord kommt und es losgehen kann. Während des Tages konnten wir verschiedene Schiffe beobachten, die in den Kanal rein oder rausfuhren.

Ankunft des holländischen Segelschiffs Gulden Leeuv auf der Rede

Leider waren wir im Lee der ganzen Fracht-Schiffe, sodaß wir den ganzen Tag voll ihre Abgase abbekommen haben – echt ecklig was die so rausblasen. 🤢😷 Irgendwann gab es noch den täglichen tropischen Regenguss inklusive Regenbogen über der Shelter Bay Marina.

Für die Durchquerung des Kanals hat Bertrand vier 40m lange Leinen für die jeweiligen Ecken des Schiffes und sechs große Kugelfender bekommen.

Leinen und Kugelfender für die Durchquerung

Um 19 Uhr war es dann endlich soweit – der erste Lotse wurde mit einem kleinen Schlepper an Bord gebracht. Im Briefing hat er uns erklärt, wie das Ganze vor sich gehen wird.

Ankunft des ersten Lotsen und Anfahrt auf den Panamakanal

Zunächst mussten die Leinen durch das Loch in den Klampen geführt und dahinter mit einem Palstek-Knoten mit großer Schlaufe versehen werden. In den Docks werden uns dann dünne Leinen über einen Affenfaust-Knoten an deren Ende zugeworfen.

Diese dünnen Leinen wurden dann ebenfalls über einen Palstek mit den großen Festmacherleinen verbunden, damit die Arbeiter in den Schleusen die Leinen zu sich heranziehen und dann in der Schleuse an Pollern festmachen konnten.

Werfen der Affenfaust und Begleitung des Katamarans in die nächste Schleuse

Während des Einfahrens in die Schleuse führen die Arbeiter die Leinen in der Hand mit und gehen zu Fuss bis zur nächsten Schleusenkammer neben uns her. Für die großen Fracht-Schiffe erledigen das in den alten Schleusen die kleinen Eisenbahnloks mit jeweils 1.000 PS.  💪

Wenn das Wasser in die Schleusen strömt oder aus ihnen abgelassen wird, müssen wir als Leinenhelfer die Leinen fieren oder anziehen, damit das Schiff in der Mitte der Schleuse bleibt. Alles klar…kann losgehen 🥳.

Laut unserem Lotsen durften wir durch die alten Schleusen des Panamakanals fahren, was uns sehr gefreut hat.

Endlich geht es los in den Panamakanal

Kurz vor der Einfahrt in die erste Schleuse mussten wir noch etwas warten. Denn wir sollten gemeinsam mit einem fetten Frachtschiff geschleust werden, das vor uns einfahren sollte.

Die Tres Felices gehört zur PanMax-Klasse (maximal 294,3 m lang und 32,3 m breit) – diese Schiffe passen gerade noch so durch die alten Schleusen des Panamakanals. Durch die neuen Schleusen passen Schiffe mit max. 51m Breite und 367m Länge.

Nachdem wir hinter der Tres Felices eingeparkt hatten und die Leinen am Dock befestigt waren, haben sich die riesigen Schleusentore geschlossen und das Wasser strömte durch eigene Schwerkraft in die Schleuse.

Mächtige Tore verschließen die Schleusenkammer

Wahnsinn, was da abging und welche Strömungen das verursacht hat. Mit dem steigenden Wasser mussten wir die Leinen immer wieder anziehen, damit der Katamaran in der Mitte blieb.

Sobald die Schleuse vollständig geflutet war, gingen die vorderen Tore auf und das Frachtschiff hat seinen Propeller angeworfen. Da war nochmal ordentlich Tumult in der Kammer.

Für die Ausfahrt wurden die Leinen am Dock gelöst und von den Arbeitern zu Fuss zur nächsten Schleuse getragen. Tore zu, Wasser rein – Leinen anziehen – Frachtschiff raus, wir hinterher. Das Ganze drei Mal – aufgezeichnet im Zeitraffer mit unserer GoPro-Kamera.

Durchquerung der Gatun-Schleusen

Nach der letzten Schleuse ging es unter Motor zum Gatunsee. Dort haben wir an einer der großen Bojen festgemacht. Hier waren Cowboy-Fähigkeiten gefragt, da man die Leine wie ein Lasso über das Bojenkreuz werfen musste.

Festgemacht im Bojenfeld des Gatunsees

Das war gar nicht so einfach. Bei der ersten Leine musste der Lotse eingreifen und helfen. Steffi hat es nach 3 Versuchen immerhin selbst geschafft. 🤠 Anschließend wurde der Lotse von einem Schlepper abgeholt.

Kaum hatten wir festgemacht und im Dunkeln die Lichter angemacht, fielen die Moskitos über uns her. Wirklich unglaublich in welchen Schwärmen die überall im Salon an der Decke und in den Ecken hingen.

Wir kamen uns vor wie Frischfleisch. Daher haben wir kurzerhand entschieden, unser Moskitonetz mit Hilfe von Leinen über dem Trapez im Vorschiff aufzuhängen und draußen zu schlafen.

Hätte auch gut geklappt, wenn es nicht (wie gewohnt) um 5 Uhr morgens wie aus Eimern geschüttet hätte. Aber egal…ab ca. 6 Uhr haben die Brüllaffen im benachbarten Dschungel ihr Morgenkonzert begonnen. Da war an Schlafen eh nicht mehr zu denken. 🤣

Rundblick über den Gatunsee mitten im Dschungel

Nach einem kurzen Frühstück kam gegen 7 Uhr der zweite Lotse an Bord des Katamarans. Und schon ging es los durch den Gatunsee in Richtung Culebra-Cut. Die Fahrt über den Gatunsee war total schön – rechts und links dichter Dschungel.

Ankunft des zweiten Lotsen und Anfahrt auf den Culebra-Cut

Auf diesem sehr engen Kanal, der durch die Berge gesprengt wurde, können Schiffe nicht aneinander vorbeifahren – hier ist Einbahnstraße mit wechselnder Richtung angesagt.

Immer wieder passieren uns riesige Schiffe im Kanal

Hinter dem Culebra-Cut ging es dann in die Pedro-Miguel-Schleuse, die nur aus einer Kammer besteht. Auch hier werden wir wieder durch die alten Schleusen gehen – dieses Mal jedoch vorne in den Kammern und das riesige Frachtschiff Darya Rapti hinter uns.

Es war schon beeindruckend, als dieser fette Pot auf uns zufährt – hoffentlich bremst der rechtzeitig. 😳 😱

Das Frachtschiff wird mit Hilfe der Lokomotiven in der Mitte der Schleusenkammer gehalten

Nach kurzer Fahrt kommt man dann zu den beiden letzten Miraflores-Schleusen, die sich kurz vor dem Pazifik am Rand von Panama City befinden. Dort hat uns eine Zuschauer-Masse auf der Besucherplattform begrüsst – oder eher die Rapti hinter uns. 😎

Der Blick runter zum Pazifik war echt beeindruckend – auch wenn es nur noch ~20m waren. Die Schleusenstufen kommen einen irgendwie höher vor.

Noch zwei Stufen runter bis zum Pazifik
Durchfahrt durch die Pedro- und Miraflores-Schleusen

Und schon waren wir im Pazifik 😊. Ganz verletzungsfrei ist das Ganze nicht abgegangen – Steffi hat sich zwei Blasen an den kleinen Fingern geholt.

Professionell verarztet
Geschafft – wir haben als Leinenhelfer den Panamakanal durchquert

Hinter den Miraflores-Schleusen sind wir am beeindruckenden Industriehafen Balboa von Panama City vorbei- und unter der Las Americas-Brücke durchgefahren. Dahinter haben wir dann die Leinen und Fender abgegeben und der Lotse ist von Bord gegangen.

Balboa-Industriehafen und Abschied vom Lotsen

Über Nacht sind wir dann in der Marina La Playita geblieben. Dort haben Steffi und ich dann die Durchquerung noch mit einem „Panama-Gedeck“ gefeiert.

Einmal „Panama-Gedeck“ zur Feier der Panamakanal-Durchquerung

Am nächsten Morgen haben wir Abschied von Bertrand und der Crew genommen. Für sie geht es in ein paar Tagen weiter nach Costa Rica.

Unser nächstes und letztes Ziel in Panama wird das ca. 25km entfernte Veracruz an der Pazifikküste sein. Nach 5,5 Wochen rumreisen möchten wir bis zum Flug nach Martinique am 11.1 nur noch an einem schönen Ort chillen und Blogbeiträge nachholen.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Birgit Liebert

    Das klingt sehr spannend. Wir sind auch in zwei Wochen in Panama und möchten sehr gern als Leinenhelfer den Panamakanal durchqueren. Wo meldet man sich denn als Helfer an? Online oder vor Ort? Vielleicht habt ihr einen Tipp für uns.

    1. Steffi

      Hallo Birgit, man kann sich leider nirgendwo zentral anmelden. Wir haben verschiedene Dinge gemacht: PDF zum Aushängen an die Marinas (zB Shelter Bay, Balboa Yacht Club oder Linton Bay) geschickt, die ARC angeschrieben und Posts in Segler-Gruppen auf Facebook platziert (hier haben wir unser Boot gefunden). Die Resonanz war sehr gering, da im Dezember sehr wenig Boote durch den Kanal gehen. Das sollte jetzt einfacher sein. Drücke euch die Daumen das es klappt 👍😀. Die Durchquerung ist wirklich ein tolles Erlebnis. Viele Grüße, Steffi

  2. Caro

    Hurra! Ihr habt es gerockt. Da gibt es nicht viel zu schreiben. Man sieht es euch schlicht und einfach an auf eurem Pärchenfoto. Ihr trotzt vor Freude, Glück, Stolz und auch Erleichterung ;-).

    Diese erlebten Momente sind einfach unbeschreiblich und ich freue mich sehr für euch, dass eines eurer lang angestrebten Ziele jetzt Wirklichkeit geworden ist. Respekt !
    Wer etwas erreichen will, muss sich Ziele setzen. Nur träumen und hoffen, reicht nicht.
    un saludo

    1. Steffi

      ja. Hurra! Die Durchquerung war wirklich eines unser wichtigsten Ziele hier in Panama. Jetzt können wir die restlichen Tage entspannen bevor es weiter auf die Antillen und endlich zum Segeln geht. Mal schauen, was dann für Herausforderungen und neue Erlebnisse auf uns warten. 🙂

Schreibe einen Kommentar