06.05.2023. Nach zwei Tagen in den wunderschönen Tobago Cays sollte es heute weiter nach Süden zur Insel Carriacou gehen.
Auch sie ist eine freie Insel des Commonwealth of Nations – heißt Englisch als Amtsprache, XCD als Währung und Linksverkehr.
Vorher mussten wir jedoch zum Ausklarieren einen Zwischenstopp auf Union Island einlegen. Hierfür sind wir mit entspanntem Raumwind 5sm in die Clifton Bay im Osten der Insel gefahren.
In der Clifton Bay haben wir in der Nähe des Hafens geankert und sind mit dem Dinghy an Land gefahren.
Ein echtes Highlight ist das Dinghy-Dock von Clifton, in das man nur durch einen kleinen Tunnel einfahren kann. Hierfür ist gutes Augenmaß und eine ruhige Hand am Gashebel notwendig. 🤣
Vor allem wenn man so wie wir mit 6 Personen in der kleinen Schüssel unterwegs ist.
Im Dinghy-Dock hat uns dann leider mal wieder der Schwefelgestank von verrottenden Braunalgen empfangen. Und auch im Hafen und am Strand ist einiges angespült worden.
Während Armin das Ausklarieren organisiert hat (ist hier sogar kostenlos), sind wir durch den netten Ort geschlendert.
Auf dem Rückweg sind wir dann an den nicht so schönen Plätzen vorbeigekommen. Z.B. an der Mülldeponie in der Kühe zwischen den Abfällen gegrast haben. 🤔
Aber irgendwo muss der Müll auf diesen kleinen Inseln halt hin. Da bekommt man ein richtig schlechtes Gewissen, wenn man die Müllbeutel vom Luxusleben auf dem Boot hier ablädt. 🤔
Absolut nachvollziehbar, dass viele Inseln Geld dafür verlangen, dass man seinen Müll an Land bringen darf.
Die Gebühren dürften meiner Meinung nach, noch viel höher sein, als die häufig üblichen 5 EUR pro großem Sack.
Dann würde so mancher sich das zweimal überlegen, ob er Wasser in 500ml Plastikflaschen kaufen muss…😉
Nachdem alles auf Union erledigt war, sind wir zurück zu Hector und haben den Anker Richtung Carriacou gelichtet.
Unser zweites Ziel an dem Tag war die Hillsborough Bay in der Mitte der Westküste von Carriacou. Von dort wollte Armin mit dem Taxi in die Tyrrel Bay im Südwesten der Insel fahren.
Denn die Marina Carriacou in der Tyrell Bay ist der einzige Ort auf Carriacou, an dem man einklarieren kann (Kosten: 210 XCD).
Vorher haben wir standesgemäß die Landesflagge von Grenada gehisst.
Auf der Taxifahrt habe ich Armin begleitet.
Denn ich hatte noch das Ölzeug, dass mir Christoph (unser Skipper auf der MahiMahi) für eine mögliche Atlantiküberquerung geliehen hatte.
Unsere Pläne, ein Schiff zu finden, dass uns in der Karibik nach Norden und dann mit über den Atlantik nach Europa mitnimmt, haben wir ja mittlerweile aufgegeben und unsere Rückflüge nach Deutschland gebucht.
Es war einfach zu spät im Jahr. 🤗🙁
Insgesamt sind wir 7 Wochen mit Christoph und der MahiMahi in der Karibik unterwegs gewesen (u.a. Martinique, Dominica, Guadeloupe, Iles des Saintes, Antigua, Saint Martin, Kitts and Nevis).
Er war bereits wieder zurück in Deutschland und hatte sein Segelboot in der Marina Carriacou gelassen.
Das wollte ich ausnutzen, um das Ölzeug auf seinem Schiff zu deponieren und es nicht mit nach Deutschland zu schleppen. Per Whatsapp haben wir uns kurz darüber abgestimmt.
Also hab ich mich zusammen mit Armin in das einzige verfügbare Taxi in Hillsborough gesetzt, um in die Marina Carriacou zu fahren.
Sowohl die Fahrt als auch das Auto waren mal wieder ein echtes Erlebnis. 🤣🥴
Wie immer enge und holprige Straßen, mit einem Auto gefühlt ohne Stoßdämpfer und Musik auf komplette Möhre – Anschnallgurte Fehlanzeige.
Und der Fahrer hat seinen Wagen nicht geschont – seinem Leitspruch auf der Windschutzscheibe „Destination still breathing“ hat er alle Ehre gemacht.
In der Marina hab ich mich dann in der Werft durchgefragt, bis ich die MahiMahi gefunden hatte.
Ganz ungewohnt, sie aufgebockt an Land, ohne Segeln und mit sauberem Unterboden zu sehen. 😉😎
Kurzerhand habe ich mir eine Leiter geschnappt, bin zum Boot hochgestiegen und habe das Ölzeug in der Backskiste verstaut.
Zurück in Hillsborough haben wir den Anker gelichtet, um die 3sm zu unserem dritten und finalem Ziel für heute zu fahren – die Anse la Roche im Norden von Carriacou.
Die Anse la Roche ist eine wunderschöne Bucht mit einem tollen Sandstrand und einem kleinen Riff zum Schnorcheln.
Außerdem hatten wir Abendessen in Tim’s Sunset Beach Bar gebucht – das einzige Restaurant in dieser sonst verlassen Bucht, die nur per Boot erreichbar ist.
Tim kümmert sich darum, dass die kleinen Schildkröten, die hier am Strand schlüpfen, nicht von den Möwen gefressen werden. 👍😀
Beim Ankern in der Anse la Roche hat sich dann ein kleines Drama mit einem Fast-Zusammenbruch eines amerikanischen Skippers abgespielt.
Es lagen bereits mehrere Boote in der recht kleinen Bucht, die mit sehr großzügigem Abstand von einander geankert hatten.
Also haben wir uns einen freien Platz zwischen einem großem Katamaran und dem Strand gesucht. Das hat dem Skipper natürlich nicht gepasst.
Sofort stand er an Deck und hat sich lauthals beschwert, dass wir zu nah an seinem Boot sind (oder ihm vielleicht eher den Ausblick auf den Strand versperren?) und das wir abhauen sollen.
Was ziemlicher Quatsch war…denn der Abstand zu seinem Boot war für diese Bucht völlig ausreichend.
Doch jeder Versuch, eine zivilisierten Kommunikation zu führen, war zwecklos. 🤔
Auch der Vorschlag von Armin, 1-2h zu warten und zu schauen, wie sich die Schiffe bewegen und bei Bedarf nochmal umzuankern, war nicht akzeptabel. 🙄
„NO!!! You will not anchor here!!!“ hat der Amerikaner ständig gebrüllt.
Denn sein Katamaran hat schließlich 2 Millionen Dollar gekostet!!!
Wie lächerlich 😂😂 – als wäre das irgendeine relevante Information oder würde ihm irgendwelche Sonderrechte zugestehen.
Unglaublich, wie unentspannt und statusgeil manche Menschen sind…🙄🙄🙄
Aber egal – wir dürfen hier nicht ankern, hat er abermals gebrüllt!!! Haben wir trotzdem gemacht und danach genüsslich unser Anker-Bier getrunken. 🤗
Gerade, dass sich der Typ (Alter ca. Mitte 40) nicht schreiend und strampelnd aufs Deck geworfen hat – total kindisch. 🤣🤣🤣
Als er gemerkt hat, dass uns seine 2Mio$-Story nicht beeindruckt, hat er selbst entnervt den Anker hochgezogen und sich einen akzeptablen neuen Platz gesucht.
Dabei hat ihm sein wahrscheinlich 1Mio$-Hund zugeschaut – ein Australian Sheppard. 😳 Wie kann man so einen Hund, der extrem viel Auslauf braucht, auf einem engen Boot halten. Einfach unbegreiflich…
Aber egal…jeder wie er mag. Wir sind noch schnell ins Wasser gesprungen, um in dem kleinen Riff am südlichen Ende der Bucht zu schnorcheln.
Die Sicht war recht gut und man konnte u.a. einige Kalmare beobachten.
Am Abend ging es dann mit dem Dinghy an Land, um vor dem Essen bei Tim den Sonnenuntergang mit einem Cocktail zu genießen.
Die Bar war unglaublich schön – wie aus dem Kitsch-Karibik-Katalog. 😍😘
Rund um unseren Tisch waren Fackeln in den Sand gesteckt. WOW!
Das Essen war der absolute Hammer. Reini und ich hatten medium-rare gebratenes Thunfisch-Steak bestellt.
Normalerweise bekommt man solche Steaks in der Karibik IMMER durch- bis tot-gebraten. Aber hier war es wirklich auf den Punkt und innen schön rosa. Ein riesiger Lappen Fisch. 👍😀
Dazu gab es die üblichen Beilagen (Salat, Reis, gebratene Kochbanen und Knoblauch-Kartoffeln) und – falls das 300g Thunfisch-Steak nicht reicht, gabs noch gebratene Hühnchenschlegel aufs Haus.
Als Nachtisch gab es noch Plantain-Fritters – frittierte Kochbanen-Bällchen mit Schokosauce. Und das Ganze für 80 XCD (29 EUR pro Person).
Komplett vollgefressen ging es dann glücklich zurück an Bord. 👍😀
Am nächsten Tag (07.05) hatten wir nur einen kurzen Schlag nach Süden vor uns.
Das Ziel war Sandy Island – eine kleine schmale Insel, die wie der Name schon sagt, aus weißem Sand und ein paar Palmen besteht.
Nach dem Frühstück und dem Beobachten der Leguane am Strand bei Baden und Raufen, haben wir den Anker gelichtet.
Das Gebiet um Sandy Island und auch der Paradise Beach an Land gehören zu einem Naturschutzgebiet. Wer hier an einer Boje festmacht oder ankert, was auch erlaubt ist, muss eine Gebühr bezahlen (25 XCD pro Nacht).
Was sich absolut lohnt, denn die kleine Insel ist wirklich traumhaft. 👍😀
Bei uns sind jedoch keine Ranger vorbeigekommen…
Da vor der Südküste von Sandy Island alle Bojen besetzt waren (es gab noch eine freie mit einer leider maroden Leine), haben wir geankert.
Dafür haben wir extra eine Stelle ausgesucht, an der nur Sandboden war, sodass wir kein Seegras beschädigen.
Das hat mal wieder einem Amerikaner auf dem Nachbarboot nicht gepasst und er hat zu uns rübergeplärrt. Hier wäre ankern verboten! Wir sollen woanders hinfahren, sonst ruft er die Polizei…
Meine Güte – was ist mit diesem Volk bloß los. 🙄 Manche müssen wirklich dringend mal ihre Base chillen…😉
Ankern ist hier jedoch nur verboten, solange Bojen frei sind. Wenn das nicht der Fall ist, wird auch Ankern toleriert.
Nach einem kühlen Bierchen sind wir dann gleich mit dem Dinghy auf die Insel gefahren, um Spazieren zu gehen und zu schnorcheln.
Denn an der östlichen Spitze der Insel soll es ein schönes Riff geben.
An der Nordseite ist der gesamte Strand mit toten Korallen übersäht. Ein Hurrikan hatte hier vor Jahren das vorgelagerte Riff zerstört.
Das Schnorcheln an der Ostspitze der Insel war der Hammer. Das Riff ist sehr groß mit richtigen Korallenhügeln, zwischen denen man durchschwimmen konnte.
Es war so gut wie keine Strömung, sodass man sich schön im glasklaren Wasser treiben lassen und die vielen Fische beobachten konnte.
Teilweise ist man minutenlang durch Schwärme von Mini-Fischen geschwommen – das Gewusel kann einen echt kirre im Kopf machen. 😵
Am Abend gab es dann mal wieder ein echtes Essens-Highlight von Rosy. Sie hatte wieder ihre fantastische Paella gezaubert. 🥳🥳
Dazu durfte auch ihr selbstgemachtes Aioli nicht fehlen…😋😋
Den Rest des Abends haben wir gemütlich mit Würfeln und Kartenspielen verbracht. 👍😀
Am nächsten Tag (08.05) wollten wir in die 3sm südliche Tyrrel Bay fahren. Da beide 500l-Tanks leer waren, mussten wir in die Marina Carriacou, um Süsswasser zu tanken.
Fast wäre daraus nichts geworden, weil am Tag vorher noch beide Marinas aufgrund der Trockenheit kein Wasser zur Verfügung hatten. 😳
Da merkt man wieder, wie wertvoll frisches Trinkwasser auf einigen karibischen Inseln ist. Und wie verschwenderisch wir in Deutschland oder eben auf den Segelbooten mit dieser Ressource umgehen. 🤔
Bei der Einfahrt in die Tyrrel Bay und Durchschlängeln zwischen den vielen ankernden Booten bliesen uns ordentliche Windböen von bis zu 40kn um die Ohren. 😳
Beim Anlegen hat sich Armin vom Wind an den Steg drücken lassen. Hat alles reibungslos funktioniert und wir konnten Wasser für die restlichen 2 Tage bunkern (Kosten für 180l: 16 EUR). 👍😀
Nur noch zwei Tage Segeln in der Karibik – und nicht mal drei Wochen, bis es wieder nach Deutschland geht. Kaum zu glauben, dass ein halbes Jahr schon vorbei sein soll. 😲😵
Wehmut verspüren wir jedoch beide nicht. Denn wir freuen uns wirklich sehr auf daheim. 😍
In der Marina hatte ich beim Müllwegbringen noch eine merkwürdige Begegnung mit einem deutschen Segler.
Überall stand dick und fett, dass man den Müll-Sack im Marina-Supermarkt vorzeigen und je nach Größe eine bestimmte Gebühr bezahlen muss (Großer Sack kostet 5 EUR).
Der Deutsche hat mich quasi ausgelacht, warum ich nicht einfach zum Müllplatz gegangen bin, ohne zu bezahlen. Kontrolliert hier eh niemand.
Und außerdem bezahlt man ja schließlich für das Einklarieren und die Cruising Permit genug Geld – da sollte das schon mit drin sein.
Diese wurstige und egoistische „Nach-mir-die-Sintflut“-Einstellung geht mir mächtig auf den Sack. 👿 🤬
Wer genug Kohle hat, um hier auf einem Segelboot seinen Lebensabend zu verbringen, der sollte sich auch die Müllentsorgung auf so einer kleinen Insel leisten können und wollen. 🙄🤔
Aber egal – soll jeder machen, wie er will.
Zurück auf dem Boot mussten wir dann erstmal besprechen, wie wir bei dem starken Wind am Besten vom Steg ablegen.
Zum Glück haben wir Reini dabei, der uns mit der Holzgangway wegdrücken konnte.😅😅
Der Marinero hatte kurz nervös geschaut. Hatte wahrscheinlich Sorge, dass Reini dabei seine Holzbude zum Einstürzen bringt. 😊
Nach dem Ablegen haben wir uns einen Ankerplatz in der Tyrrel Bay gesucht.
Am Abend ging es dann mit dem Dinghy an Land. Wir wollten zusammen mit ein paar Bekannten von Armin und Rosy im Big Citi Grill Essen gehen.
In dem Restaurant hatte man einen schönen Blick auf die Bucht und auch die Burger waren richtig lecker. 👍😀
Im Anschluß ging es noch für eine Absacker zu Swampy Jo – einer echt coolen Absturz-Bar in einem Hinterhof.
Hier habe ich den schlimmsten Rum aller Zeiten getrunken. Das Zeug hat wie pures Methanol geschmeckt – mir ist fast schlecht geworden. 🤢🤢
Einfach ungenießbar. Daher habe ich den Rest in den Garten gekippt. Leider ohne vorher zu gucken. Denn das ganze fiese Zeug ist auf einer dicken Erdkrabbe gelandet. 😱
Oh man…die Arme. Ich hoffe sehr, dass sie keinen Sehschaden davon getragen und die Dusche überlebt hat. 😬
Gegen 23 Uhr hat uns Armin kurz mit dem Dinghy zum Boot gefahren. Er wollte noch mit Rosy und seinen Bekannten etwas weiterfeiern.
Im Endeffekt sind die beiden erst gegen 3 Uhr morgens mit Mordsgetöse an Bord zurückgekommen. War wohl noch eine sehr „feuchtfröhliche“ Nacht. 😁😁😁
Entsprechend hat sich auch die Abfahrt am nächsten Tag (09.05) verzögert…😁. Gegen Mittag waren dann alle wohlauf und bereit zum Ablegen.
Es ging nochmal 3sm um die Ecke nach Norden zum Paradise Beach. Falk und Peter waren schon von der Tyrrel Bay aus zu Fuss vorgegangen…
Eigentlich kostet hier das Ankern oder Festmachen an einer Boje 25 XCD pro Nacht. Es ist jedoch niemand zum Abkassieren gekommen.
Kurz nach dem Ankern brach dann plötzlich Hektik aus. Rosy hatte ihre Handtasche bei Swampys vergessen.
Oh nein….ich kenne sowas so gut. Ist normalerweise mein Job, überall Dinge zu vergessen. 🙄
Da in der Bar niemand ans Telefon ging, hat Reini Armin und Rosy mit dem Dinghy an Land gebracht, damit sie mit dem Taxi zurück in die Tyrrel Bay fahren konnten.
Von all dem haben Falk und Peter nichts mitbekommen. Die haben es sich in Paradise Beach Club bei kühlen Drinks gutgehen lassen. 😁
Zum Glück ist die Handtasche wieder aufgetaucht – Rosy hatte sie im Big Citi Grill liegengelassen. Alles wieder gut. 🥵
Den Rest des Tages haben Reini und ich auf Hector gechillt und sind schwimmen gegangen.
Irgendwie hatten wir keine Lust, an Land zu gehen und wollten unsere letzten Stunden in einer karibischen Bucht vom Boot aus genießen. 😄
Zum Abschluß gab es dann noch einen netten Sonnenuntergang am Paradise Beach.
Morgen (10.05) geht es zu unserem letzten Ziel unserer Karibik-Reise – die Marina Le Phare Bleu im Süden von Grenada.
Dort werden wir am 11.05. von Bord gehen und bis zu unserem Abflug am 24.05 die Insel entdecken. 👍😀