Nach 4 Tagen auf der Insel Colon (Bocas del Toro) hieß es am 23.12.2022 morgens Kofferpacken und per Wassertaxi auf die Nachbarinsel Bastimentos umziehen.
Dafür ging es mit dem Taxi zum Bastimentos Dock in Bocas Town (Hauptort der Insel Colon) inklusive eines kurzen Zwischenstopps am Geldautomaten. Denn auf Bastimentos geht alles nur mit Cash und Automaten gibt es keine.
Die Überfahrt mit dem Boot dauerte nur ca. 10min und kostete 5$ pro Person. Wir waren sehr gespannt auf unsere neue Unterkunft El Pelicano und hofften auf saubereres Wasser und weniger Müll 🙏. Denn Bastimentos soll die schönste Insel des Bocas del Toro Archipels sein.
Das Wassertaxi hat uns direkt am Bootssteg von El Pelicano abgesetzt, wo wir schon von unserer Gastgeberin Cheryl erwartet und super freundlich begrüßt wurden.
Die Unterkunft hat uns gleich supergut gefallen – sie ist direkt auf Stelzen ins Meer gebaut und hat eine große Holzterrasse mit Liegestühlen und Hängematten.
Das ehemalige Restaurant haben Cheryl und ihr Mann zu einem Hostel umgebaut und viele liebevolle Details integriert.
Es gibt vier kleine Apartments mit eigener Küche und eigenem Bad und einen großen Gemeinschaftsbereich. Schnorchelausrüstung, SUPs und auch ein Kajak können kostenlos benutzt werden.
Leider war das Wasser genauso schmutzig wie auf Colon und auch hier lag überall Müll rum. Baden werden wir hier direkt an der Unterkunft eher nicht.
Cheryl hat uns erklärt, dass es auf der Insel keine Müllabfuhr und auch keine Kanalisation gibt. Daher geht bei den meisten Häusern ALLES direkt ins Meer.
Viele der Einwohner sind sehr arm und haben auch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das El Pelicano ist ebenfalls auf Regenwasser angewiesen, dass sie selbst zu Trinkwasser-Qualität aufreinigen.
Bioabfälle sollen wir einfach ins Meer werfen – wenn wir sie in der Küche im Müll lassen, kommen Kakerlaken und Fliegen. Alles klar…
Man kann seinen Müll gegen Gebühr auch nach Colon fahren lassen – dort soll es anscheinend eine Recycling-Anlage geben. Aber der Großteil des Müll verschwindet trotzdem irgendwo…oder wird von den Einwohnern einfach verbrannt.
Im Internet haben wir gelesen, dass Panama zu den weltweit Top5 Ländern mit der größten sozialen Ungleichheit gehört 😕. Korruption ist überall an der Tagesordnung, Geld wird primär in Panama City investiert und bei der Bevölkerung auf dem Land kommt kaum was an.
Hier ein Artikel zu dem Thema.
Auch das Gesundheitssystem ist quasi bankrott. Im Supermarkt habe ich gesehen, wie eine Frau eine Tablette gekauft hat – die wurde dann fein säuberlich mit der Schere aus dem Blister rausgeschnitten 😳. Wir kaufen ganz selbstverständlich eine 100er Packung Ibu in der Apotheke.
Über 25% der Menschen leben in Armut. Und da viele vom Tourismus leben, war die COVID-Pandemie eine echte Katastrophe. Auch hier hat der Ukraine-Krieg für explodierende Benzinpreise und hohe Inflation verursacht.
Der Regierung ist es anscheinend komplett egal, wie es den Menschen auf dem Land geht. Dann wundert es einen nicht mehr wirklich, warum es hier überall so vermüllt aussieht und Vieles runtergekommen ist 😕.
Trotz all der schwierigen Eindrücke hat der Hauptort auf Bastimentos trotzdem einen karibischen Charme, mit vielen bunten Häusern und der üblichen Salsa-Musik in voller Lautstärke. Autos gibt es hier keine – alles wird mit dem Boot erledigt.
Nach dem Einkauf im kleinen örtlichen Supermarkt haben wir noch ein Bier in der Bar Danish getrunken. Dort haben wir dann an den gelblichen Eiswürfeln auch die Qualität des Wassers gesehen, das den Einwohnern hier zur Verfügung steht 😕.
Da weiß man wieder echt zu schätzen, dass man in Deutschland jederzeit Zugang zu sauberen Wasser hat und direkt aus der Leitung trinken kann. Am späten Nachmittag sind wir auf Empfehlung von Cheryl im Restaurant „Alvin“ Essen gegangen.
Dafür muss man zuerst eine versteckte Treppe Richtung Meer runter, dann durch ein paar dunkle Gänge und am Ende durch das Untergeschoss des Hauses durchgehen, um zum Restaurant zu kommen. Niemals wären wir da von selbst reingegangen – so furchtbar sah das Ganze von der Straße aus.
Das Restaurant war richtig schön – wir waren die einzigen Gäste. Es gab Fisch und Hühnchen in kreolischer Sauce mit Pommes. Total lecker. Der Brüller war das Serviertablett 🤣… Leider hat (wie schon so oft) die Rechnung nicht gestimmt 🤨.
Auch in den Supermärkten muss man immer genau drauf achten, was berechnet wird und wie viel Wechselgeld man rausbekommt. Dort wird bei Touristen anscheinend gerne noch was Extra draufgeschlagen – oder es wird behauptet, dass kein Wechselgeld da ist.
Wir tun uns mit dieser Art zu Leben, mit der vielen Armut und dem Müll sehr schwer. Die bisherige Reise war sehr interessant und wir hatten viele tolle Momente und Begegnungen. Aber leben könnten wir hier nicht.
Und uns ist es irgendwie auch unangenehm, hier als Touristen Urlaub zu machen, in schicken Unterkünften mit sauberem Wasser zu duschen, wenn überall um einen herum die Menschen in echt schwierigen Verhältnissen leben 🙁.
Als Segler bekommt man sowas eher selten mit, da man auf dem Wasser doch einigen Abstand hat und meist nur zum Einkaufen oder Essengehen an Land geht. Aber als Backpacker und Urlauber außerhalb der durchgestylten Ressorts hat man das alles direkt vor der eigenen Tür.
Den Abend haben wir dann in unserer Unterkunft verbracht, die wir ganz für uns alleine hatten. Die Stimmung war echt gut, bis Reini mich im Darten fertiggemacht hat 😠. Das gibt Rache…😉.
Wobei ja morgen Heiligabend ist…Weihnachten…das Fest der Liebe. Dann lassen wir es mal gut sein 8).