Was machen wir eigentlich mit unserer Wohnung, wenn wir ab Dezember für mindestens vier Monate in der Karibik sind? Möbliert vermieten? AUF KEINEN FALL! Fremde Menschen, die in unserer Wohnung sind, in unserem Bett schlafen und unser Geschirr benutzen. Was die alles kaputt machen könnten….
Auch dieses Thema braucht etwas Zeit, um sich gedanklich daran zu gewöhnen und in Betracht zu ziehen, dass es wahrscheinlich kein traumatisches Erlebnis werden würde. Außerdem wären die Mieteinnahmen eine willkommenen zusätzliche Einnahme-Quelle, die uns finanziell entlasten und natürlich auch eine längere Abwesenheit ermöglichen würde.
Dann fängt man an, sich in der Wohnung und im Keller umzuschauen und fragt sich, ob man das alles eigentlich noch braucht? Wollten wir nicht eh schon seit Jahren auf den Flohmarkt gehen und den ganzen Kram verkaufen, den ich seit meiner Studienzeit und über 5 Umzüge im Keller horte? Jetzt wäre doch der richtige Moment, mal so richtig auszumisten… Wir uns leere Bananen-Kartons in den umliegenden Supermärkten besorgt und angefangen, Sachen einzupacken.
Was für ein Trennungs-Schmerz!!! Nicht meinen geliebten kleinen Backofen, der mir damals kurz nach dem Studium in der schnuckeligen 1-Zimmer-Wohnung so wundervoll knusprige Pizzen und Schlemmer-Filets gebacken hatte…den brauchen wir vielleicht noch. Oder die Kletterausrüstung, die seit über 10 Jahren im Keller liegt…
Am Ende kamen doch einige Kartons zusammen, die wir am 04.09.2022 gerade so ins Auto stopfen konnten, um beim Flohmarkt auf dem Dehner Parkplatz in Germering unser Glück zu versuchen. Laut Ausschreibung konnte man ab 4:30 Uhr aufbauen. Was für ein Quatsch! Niemand schlendert so früh zum Shoppen über einen Flohmarkt. Also sind wir dort so gegen 7 Uhr aufgeschlagen.
TOLLE IDEE und ein klassischer Anfänger-Fehler. Es waren so gut wie alle Plätze belegt und der Flohmarkt-Leiter hat uns komplett entgeistert gefragt, warum wir erst so spät kommen. Zum Glück haben wir noch einen Katzenplatz in zweiter Reihe bekommen und konnten aufbauen. Trotzdem war der Tag sehr erfolgreich und wir konnten wirklich viele Dinge verkaufen.
Wirklich unglaublich, was man alles an Dingen anhäuft, die man eigentlich nie oder schon seit Jahren nicht mehr benutzt hat. Und noch unglaublicher ist, was alles verkauft und vor allem gekauft wird. Dinge von denen wir gedacht haben, dass sie auf jeden Fall weggehen, haben wir wieder mit nach Hause genommen. Aus unserer Sicht „hoffnungslose“ Fälle wurden uns schon beim Aufbauen förmlich aus der Hand gerissen.
Außerdem hat uns der Flohmarkt wieder Demut gelehrt – wenn man sieht, wie viele Menschen kaum Geld haben und auf solche Märkte angewiesen sind, um sich das Nötigste zu kaufen. Und wir hauen Geld für Dinge raus, die wir eigentlich gar nicht brauchen…
Richtig schön an diesem Tag waren die vielen netten Menschen, mit denen wir zu tun hatten. Neben uns war ein Vollprofi am Werk, der neben seinem Vollzeit-Job jedes Wochenende auf dem Flohmarkt Dinge verkauft. Da konnte man sich schon ein paar Tricks abschauen 😉 – und anerkennend zuzusehen, wie er die „Herr der Ringe DVD-Sonder-Kollektion“ für 25 EUR weiterbringt, die ich ihm für 5 EUR gegeben hatte. Und der hat ständig haufenweise neues Zeug aus seinem kleinen Anhänger rausgeholt…wie Mary Poppins aus ihrer Handtausche.
Außerdem hatte das Wetter extrem gut mitgespielt, so dass wir die ganze Zeit in der Sonne sitzen und die Leute beobachten konnten. Um 14 Uhr haben wir dann abgebaut und den Groß-Teil des Geldes gleich im Biergarten wieder reinvestiert.
Obwohl es mir bei einigen Dingen in der Seele weh getan hatte, sie zu verkaufen, habe ich mich nach diesem Tag vor allem BEFREIT gefühlt. Dies hat mich motiviert, mit einem neuen Blick durch Wohnung und Keller zu gehen und mich immer wieder zu fragen: Brauche ich das wirklich.
Und schon waren wieder 10 Bananen-Kisten gefüllt und ein größeres Auto musste her, um dieses Mal auf dem Olympia-Park-Flohmarkt zu verkaufen. Als neue Profis waren wir dieses Mal um 5:30 Uhr am Start. Leider hat das Wetter an diesen Tag nicht mitgespielt, sodass wir nicht wirklich viel verkauft hatten.
Also muss es noch ein drittes Mal auf den Flohmarkt gehen. Und jetzt kenne ich keine Hemmungen mehr – sogar meine CD-Sammlung aus meinen DJ-Zeiten wird dran glauben müssen. Krasse Zeiten… 🙂