Abenteuerliche Anreise nach Valle de Anton

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30.12.2022. Liebe Blog-Leser. Entschuldigt bitte, dass es solange nix Neues von uns gab. So ist das, wenn sich mal wieder von heute auf morgen alles ändert und man die Pläne umschmeißen muss. Am Ende ist eine abenteuerliche Reise über 550km mit unterschiedlichen Bussen nach Valle de Anton rausgekommen 😵🥵.

In 13h über 550km mit verschiedenen Bussen durch Panama – ein Abenteuer

Am Nachmittag des 26.12 saßen wir chillend im El Pelicano auf Bastimento und haben uns schon auf den Ausflug mit unseren Vermietern zur Floating Bar vor Colon gefreut. Wer übrigens aus dem Freisinger Umland kommt, würde sich hier wie zu Hause fühlen 😁 – siehe Video.

Einflugschneise zum Flughafen auf der Insel Colon – fast wie daheim in Kirchdorf 😉

Am nächsten Morgen wollten wir Richtung Boca Chica weitereisen, das südlich von Boca del Toro am Pazifik liegt. Dabei handelt es sich auch um ein weitläufiges Naturschutz-Gebiet, das aus zahlreichen unbewohnten Inseln besteht.

Wie in Bocas del Toro oder auch Santa Catalina muss man dort geführte Touren oder Taxis buchen und für jeden Kleinkram extra zahlen, um an die richtig schönen Ecken zu kommen.

Zu Fuss und auf eigene Faust kommt man meist nicht weit und endet häufig im tiefen Matsch, in undurchdringlichem Dschungel-Gestrüpp oder kommt gar nicht erst zu dem gewünschten Ort hin. Ohne Insider-Wissen und/oder Boot geht da wenig.

Während wir also gemütlich den Nachmittag am 26.12 verbringen kommt die ersehnte Nachricht von Bertrand. Aber mit überraschendem Inhalt. Nicht der 2.1.2023 ist für die Durchquerung des Panamakanals vorgesehen, sondern der 28.12 oder 30.12. Alles klar!

Bis zum 28.12 sind die über 650km von Almirante auf dem Festland bis zur Shelter Bay Marina per Bus nur mit sehr viel Aufwand zu schaffen. Man könnte auch direkt in etwas über 1h von der Insel Colon nach Panama City fliegen – aber das wollten wir aus Nachhaltigkeitsgründen vermeiden.

Für die Passage durch den Kanal muss das Boot nochmal extra von den Behörden vermessen werden. In unserem Augen totale Geldmacherei, denn wie für das Auto gibt es auch Bootspapiere mit den Abmessungen. Und das Teil ist ja nicht mehr in der Wachstumsphase 😉.

Aber gut…vielleicht gibt es dafür tatsächlich sinnvolle Gründe. Bertrand wollte uns am 27.12 dann Bescheid geben, wann der finale Termin ist. Also war unser Plan, am nächsten Tag einfach mal Richtung Panama Stadt loszufahren und dann während der Fahrt, sobald die Info von Bertrand da ist, das Ziel festzulegen.

Pünktlich um 16 Uhr kamen dann unsere Vermieter Cheryl und Mike vorbei, um gemeinsam mit ihnen in ihrem Motorboot zur Floating Bar zu fahren. Während der Überfahrt hat der Motor immer mal wieder gezickt, aber Mike meinte, dass das schon öfters passiert ist. No Problem!

Ab mit dem Motorboot zur Floating Bar

Die Floating Bar liegt am süd-östlichen Ende der Insel Colon in einer Bucht zwischen Mangroven-Inselchen. Sie ist nur per Boot erreichbar und wird im Internet als DIE Location von Bocas del Toro gefeiert 🍹.

Und es wurde nicht zu viel versprochen. Die Bar ist echt der Hammer, total liebevoll gemacht und mit unschlagbarem Ausblick auf das Meer. Und es war der Teufel los, denn an diesem Tag gab es Live-Musik – das Ganze sah von Weitem aus wie ein riesiger Ameisenhaufen 🤣.

Die Floating Bar in der Bucht vor der Insel Colon

Cheryl und Mike kannten hier gefühlt jeden – inklusive der Besitzerin, die echt komplett crazy ist. Wir haben den Abend total genossen 🤗. Endlich mal eine tolle und gutbesuchte Bar mit Karibik-Feeling und Sonnenschein – bzw. Sonnenuntergang bei bestem Wetter.

Die Leute haben ausgelassen gefeiert und getanzt, sind mit ihren Drinks ins Wasser gesprungen und die Musik lief mal nicht in der Lautstärke eines Flugzeug-Triebwerks. Sogar das Wasser war überraschenderweise total sauber.

Ginger- und Passionfruit Margerita

Und die Cocktails waren der Hammer – unser Favorit war der Ginger-Margerita mit einem Schuss Hot-Sauce. Und Alter, waren die stark. Bis unser Essen nach ca. 1h kam, hatten wir jeder schon 2 intus und entsprechend die Lampen an 😁.

Anreise zur Floating Bar nur per Boot möglich

Was jedoch von Vorteil war, wenn man auf Klo gehen wollte. Lasst einfach mal das Schild auf dem Bild auf euch wirken 😱🤐. Ich erspare euch jetzt mal die Beschreibung der Farbe, die ich vorgefunden habe.

Wer auf Toilette gehen möchte, braucht starke Nerven

Die Rückfahrt lief dann anders als geplant. Der Motor von Mikes Boot hatte komplett den Dienst quittiert und ist nicht mehr angesprungen. Daher gings mit dem Taxiboot zurück zum El Pelicano.

Am nächsten Morgen wurden wir pünktlich um 6:30 Uhr per Boot abgeholt, um mit viel Puffer zuerst nach Colon und dann nach Almirante auf dem Festland zu fahren. Dort wollten wir um 8 Uhr den Bus Richtung Panama City nehmen.

Auf dem Weg nach Almirante – mit Menschen, Gepäck und einer Kloschüssel
Boot in Almirante – könnte einen neuen Anstrich vertragen 😉

Am Busbahnhof in Almirante kam dann das böse Erwachen. Alle großen Reisebusse, die heute Richtung Panama City fahren, sind ausgebucht. Wir hätten vorab ein Ticket lösen müssen. Ok…das war uns neu. Was jetzt?

Da wir uns mittlerweile selbst schon eine gewisse lateinamerikanische Gelassenheit zugelegt haben, gab es keinen Grund zur Aufregung. Es wird schon eine Lösung geben 😎.

Die Alternative wäre, mit einem Colectivo erstmal südlich in die Großstadt David zu fahren und dann weiterzusehen. Colectivos sind Kleinbusse, die im Grunde den öffentlichen Nahverkehr in Panama darstellen und super günstig sind.

Man stellt sich einfach irgendwo an den Straßenrand und winkt, wenn der passende Bus kommt. Das Ziel steht auf der Windschutzscheibe. Beim Einsteigen sagt man dem Busfahrer und seinem Kollegen, der die Sitzplätze organisiert und Geld kassiert, so man raus möchte.

Kurz vor dem Stopp wird kassiert und entsprechend angehalten. Sehr praktisch. So eine Busfahrt ist jedoch nichts für schwache Nerven. Den jeder klitzekleine Fleck wird für Menschen, Tiere und Gepäck ausgenutzt.

Im Colectivo Bus mit Körpervollkontakt nach David

Der erste Colectivo nach David ist bereits aus allen Nähten geplatzt – also mussten wir auf den nächsten warten. Nach unserem Empfinden war der auch voll. Weit gefehlt.

Wir konnten noch zu fünft einsteigen – Reini wurde hinten in eine Sitzreihe eingepfercht und ich durfte auf einem ausklappbaren Notsitz an der Tür Platz nehmen. Der Bus war mit fast 50 Leuten proppenvoll.

Auch unsere großen Taschen haben noch Platz im vollen Kofferraum gefunden – der ganze Bus hat gewackelt, als die das da Gepäck reingefotzt und geprügelt haben. Dann ging es los durch die Berge Richtung David.

Kofferraum war komplett vollgestopft
Unser Colectivo-Bus von Almirante nach David

Das Sitzen in so einem Bus bedeutet Vollkörperkontakt mit allen Sitznachbarn. Dazu – wie immer – brüllende Salsa-Mettn aus den Lautsprechern. Und der heulende Motor des Busses, der gefühlt ständig im ersten Gang durch die Berge und über die kurvigen Straßen geschunden wird.

Links neben mir saß eine Mutter mit ihrem Kind auf dem Schoß, dass sich nach ca. 30min zum ersten Mal vollgekotzt hat. Ein weiteres Kind hat dann 20min später nachgelegt. Rechts war ich an den schwitzenden Busfahrer-Kollegen gequetscht.

Kuscheliges Miteinander – zum Glück mit Klimaanlage

Während der Fahrt hatte ich immer wieder Angst, dass das Teil umkippt, so wackelig war das teilweise. Insgesamt braucht man schon eine gewisse Gelassenheit und Dankbarkeit, dass man überhaupt an sein Ziel kommt.

Und glaubt nicht, dass niemand mehr reingepasst hätte. Da waren ja noch viele Stehplätze im minikleinen Mittelgang zwischen den Sitzreihen 😵. Und wenn die Tür nicht mehr zugeht, dann surft der Bus-Kontrolletti eben außen an der offenen Tür.

5h, 130km und gefühlt 653 Stopps später sind wir dann in David angekommen. Das Busterminal dort ist riesengroß und man kann in quasi alle Richtungen mit Bussen weiterfahren. Da es von Bertrand nur die Info gab, dass sich die Vermessung weiter verzögert, haben wir uns erstmal ein kleines Mittagessen gegönnt.

Kantine in der Busstation von David
Mittagessen in der Busstation von David

Anschließend habe wir entschieden, Boca Chica nicht anzufahren, sondern über die Panamericana weiter ins 330km entfernte Valle de Anton zu reisen.

Das Tal liegt im Inland und bis Panama City wären es dann nur noch 130km. Je nachdem, wann die Durchquerung des Panamakanal stattfinden soll, könnten wir dann schneller vor Ort sein.

Valle de Anton ist ca. ein großer erloschener Vulkankrater, der komplett besiedelt ist. Durch die Höhe und den geschlossenen Talkessel herrscht dort ein angenehm kühles Mikroklima. Außerdem soll man super gut wandern können. Mehr dazu von Reini.

Nach dem Colectivo-Bus von Alimirante war der fette Reisebus nach Valle de Anton die reinste Wellness-Veranstaltung. Nur das hier die Musik wieder volle Möhre aufgedreht war 🥴.

Mit dem 007 Doppeldecker Bus von David nach Las Uvas

Nach 345km wurden wir dann (bereits im Dunkeln) an der Kreuzung Las Uvas rausgeworfen. Alle 20min sollte da ein Colectivo-Bus in Richtung Valle de Anton vorbeikommen. Beim ersten hingen schon wieder die Leute aus der Tür raus 🙄.

Der Zweite war auch schon vollbesetzt – es gab jedoch noch Stehplätze für uns. Hurra! Da wir beide relativ groß sind, konnten wir uns wunderbar mit den Schultern am Dach und mit den Armen an den Sitzen abstützen. Das Ohr direkt an der Musikbox und den Duftbaum im Mund – herrlich.

Dieses Mal wurde alles was ging aus dem Bus die kurvigen Straßen hoch herausgeholt. Wir hätten nach dem Trip von Almirante nach David nicht gedacht, dass noch Steigerungen drin sind – aber weitgefehlt 🤣. Authentischer kann man in Panama nicht unterwegs sein.

Um 19:30 Uhr sind wir dann endlich – nach 13h Reisezeit – in unserem Hostel Windmill angekommen, das wir von unterwegs für 2 Nächte gebucht haben. Nach einem kurzen Abendessen im Restaurant nebenan sind wir dann totmüde ins Bett gefallen.

Was für eine Reise… 🥵. Aber alles hat super geklappt – auch ohne Vorab-Planung 😀👍.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Opa Wolli

    sau gut gschrieben. Ich habe fast mit im Bus gesessen

    1. Steffi

      😁…ich werde nie wieder über öffentliche Verkehrsmittel in Deutschland schimpfen

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